Digitale Medienkunst am Oberrhein.
Konservierung – Restaurierung – Zukunftssicherung
 
Igor Štromajer

Expunction - Das Löschen von www.intima.org Netzkunstwerken

Wenn man Kunst konstruieren, programmieren, bauen und schaffen kann, dann kann man sie auch löschen und deprogrammieren. 'Expunction' war ein natürlicher, normaler Vorgang der Tilgung meiner Netzkunstwerke, ihres Entfernens von meinem Server. Es war kein Spektakel und auch kein Akt von Aggression oder Zorn. Es war nicht der Angriff des Künstlers auf die Gesellschaft, und es steckte auch keine Religion dahinter. Es war einfach ein Vorgang, ein Protokoll. Etwas, das du tun, dem du folgen musst. Dinge erscheinen, Dinge verschwinden. Meine Entscheidung war konzeptuell, und ich erachtete sie als eine konstruktive, nicht als Zerstörung. Ich löschte, um wiederzubeleben, anzuregen. Alle anfänglichen Netzkunstwerke haben ihre „natürliche Umgebung" verloren, weil das Internet 1.0 bereits zu existieren aufgehört hat. Es ist unmöglich, die Netzkunstwerke in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten, weil es keine ursprüngliche Form mehr gibt: Browser haben sich verändert, externe Links sind defekt, extern verlinkte Server außer Betrieb, Pop-Up- Fenster sind blockiert, Java funktioniert anders etc. Das ganze Internet ist jetzt total 2.0. Das Gedächtnis ist da, um zu täuschen, nicht um uns zu erzählen, wie es damals war.

Anzahl gelöschter Netzkunstwerke: 37
Anzahl gelöschter Dateien: 3.288
Umfang der gelöschten Dateien: 101.72 MB
Löschfrequenz: ein (1) Netzkunstwerk pro Tag
Beginn: 11. Mai 2011
Dauer: 37 Tage (letztes Projekt am 16. Juni 2011 gelöscht)
Gegenstand: Netzkunstwerke von Igor Štromajer, geschaffen von 2007 bis 1996, wurden gelöscht, vom ursprünglichen Server www.intima.org entfernt.
Definitiv ein Akt der Liebe.
www.intima.org/expunction


Biografie
Igor Štromajer (Intima Virtual Base – www.intima.org) ist intimer mobiler Kommunikator und Multimediakünstler. Sein Werk umfasst nahezu 150 Projekte, die in mehr als 100 Ausstellungen in 50 Ländern auf allen Kontinenten präsentiert wurden. Die beiden bekanntesten sind Ballettikka Internettikka und Oppera Internettikka (1997–2011). Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet (in Moskau, Hamburg, Dresden, Belfort, Madrid und Maribor) und seine Projekte sind Teil der ständigen Sammlungen angesehener Kunstinstitutionen, darunter Le Centre national d'art et de culture Georges Pompidou - Musée national d'art moderne in Paris/ Frankreich; des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid/Spanien; der Moderna galerija in Ljubljana/Slowenien; der Computerfinearts Gallery - net and media art collection in New York/USA und der Maribor Art Gallery/Slowenien. Seine Multimedia-Projekte untersuchen emotionale Taktiken, intime politische Guerilla und traumatische Low-Tech-Kommunikationsstrategien. Als Gastkünstler hält er Vorträge an Universitäten und Instituten für zeitgenössische Kunst in Europa, Nord- und Lateinamerika und Asien.

 
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